Vom „NASSEN HADERN“ zu mondänem Flair

Zum nassen Hadern

Wer sich nach getaner Shopping-Schwerstarbeit auf einen Spaziergang durch die Straßen und Gassen von Neubau begibt, kehrt in der Regel früher – besonders in den Wintermonaten – oder später – weil der Entdeckerdrang so groß ist – in eines der zahlreichen Lokale, die der 7. Bezirk zu bieten hat, ein.

Nun ist es quasi das Hausrecht des Ur-Wiener Kellners stets ein wenig zu ‚granteln‘, um auch ja allen Gästen das Ungemach seiner Arbeit zu vermitteln. So unglaublich es klingt: Es gehört zu seinem Charme und seinen Qualitäten einen Mann in elegantem Schwarz-Weiß-Aufzug zu verkörpern, der mit entnervtem Blick und wenig Geduld bedient und sein Trinkgeld zählend ein Seufzen vernehmen lässt. Einen echten Wiener Ober kann man herbeiwinken so viel man will, kommen wird er allerdings erst, wenn es ihm beliebt und er kann zuweilen recht ruppig reagieren. Dieser Ruf kommt nicht von ungefähr. Durchforstet man die Sagenwelt des 7. Bezirks, stößt man auf die

Erzählung vom „Gasthaus zum nassen Hadern“:

Es soll sich also zugetragen haben, dass es in der Zieglergasse eine Gaststätte gab, in der eine g’standene Magd namens Bertha bediente und obgleich sie eigentlich ein freundliches Wesen hatte, brachte sie, sobald ihr etwas missfiel, dies deutlich zum Ausdruck.

Eines Morgens schrubbte sie gerade den Fußboden, als drei Soldaten in die Gastwirtschaft hereinpolterten und lauthals nach Bier verlangten. Dabei verteilten sie den Schmutz und Lehm, der an ihren Stiefeln klebte, in der Stube, was Bertha erzürnte und die Streitlust in ihr weckte. Sie hieß die drei zu verschwinden, doch die Soldaten genossen die Wut der Frau so sehr, dass sie den Dreck absichtlich in der frisch geputzten Stube verteilten. Daraufhin zog die Magd den schmutzigen Fetzen aus dem mit Wasser gefüllten Eimer und peitschte die Männer nach draußen. Triefend und schimpfend zogen die Soldaten von dannen.
Der Wirt aber stand in der Küchentür, lachte schallend über die Kratzbürstigkeit seiner Magd und klopfte ihr lobend auf die Schulter. Wenige Tage später präsentierte der Wirt Bertha das neue Schild an der Wirtshausmauer, das er anfertigen hatte lassen: „Zum Nassen Hadern“ stand darauf geschrieben und so wurde die Geschichte von der wehrfähigen Magd noch oft erzählt.

Must See

Was der Wien-Tourist im Traditionskaffeehaus seiner Wahl als Must See erwartet, findet man andernorts – sehr zur Freude der Gute-Laune-Generation – immer weniger. Als Gast spürt man zunehmend, dass der Beruf des Gastwirtes bzw. der -wirtin vielmehr der Berufung zum Perfect Host entspricht. Die Begeisterung, Menschen kulinarisch zu verwöhnen und sie für eine Weile in eine andere Welt zu entführen, schlägt sich auch in der florierenden Vielfalt des lukullischen Angebotes am Neubau* nieder. So steht man heute etwa vor der Qual der Wahl, ob es auf eine heiße Ingwerlimo mit frischer Minze und Honig ins Podium in der Westbahnstraße geht, wo man gleichzeitig die neueste dort gastierende Ausstellung begutachten kann, oder ob man sich dem Genuss eines Minced Beef Sticky-Rice Burgers im Spear in der Neubaugasse hingibt.
Dancing Shiva Superfoods FalafelwrapDarüber hinaus ist die archaische Männerdominanz an der Spitze der Gastronomie längst passé. Im Gegensatz zu Magd Bertha, schwingen Frauen heute in Eigenregie das Zepter – wie etwa im Dancing Shiva Superfoods (ebenfalls in der Neubaugasse), wo Sie in entspannter Atmosphäre einen nach Rohkost-Prinzip zubereiteten Leinsamen-Spirulina-Wrap genießen können. Auch das Toma Tu Tiempo, was übersetzt „Nimm dir deine Zeit“ bedeutet, ist in weiblicher Hand. Wenn Sie el espanol nicht mächtig sind, wird Ihnen hier einiges Spanisch vorkommen und Sie
gleichzeitig in Urlaubssehnsucht versetzen. Ersterem Toma Tu Tiempokönnen Sie Abhilfe verschaffen, da das Toma Tu Tiempo auch Sprachkurse anbietet. Die Geschäftsführerin Lucia Zelikovics verkörpert im Übrigen genau den zuvor erwähnten, zeitgemäßen Typ von der perfekten Gastgeberin, die sich mit Leib und Seele ihren Gästen verschrieben hat: Am Tag nach ihrer Anwaltsprüfung beschloss sie ein Lokal zu eröffnen. Die Realisierung ihres Traumes führte sie in die Zieglergasse – eben jene Gasse, in der auch schon eine Magd namens Bertha Gäste empfangen haben soll.

*Aus der Kategorie „Wissenswertes über den 7. Bezirk“: Wussten Sie, dass man nicht „in Neubau“, sondern „am Neubau“ lebt, speist und genießt?

Fotocredits:

Beitragsbild: Stefan Schweihofer

Bild 2: Dancing Shiva Superfood

Bild 3: Toma tu tiempo

 

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