Apollosaal – Der Feenpalast vom Brillantengrund

Apollosaal

Apollon, Sohn des Zeus, gilt in der griechischen Mythologie unter anderem als Gott des Lichts, der Reinheit, der Musik und des Gesangs. Kaum verwunderlich also, dass die Apollogasse im siebten Bezirk zumindest indirekt nach dem überirdischen Recken benannt wurde. Um die Namensgebung zu verstehen, begeben wir uns ins frühe 19. Jahrhundert. Russische Truppen marschierten soeben in Bukarest ein, auf Jamaika wird der Sklavenhandel verboten und ein Wiener Fabrikant hat durch die Belieferung der Armee mit Bandagen und chirurgischen Maschinen genug Gulden aufgetrieben, um sich seinen Traum zu verwirklichen. Am 10. Januar 1808 eröffnet der Kleinindustrielle Sigmund Wolffsohn feierlich den Apollosaal, auch bekannt als „Feenpalast vom Brillantengrund“.

Zu Gast im Apollosaal

Das Unterhaltungsetablissement muss wahrlich prächtiger Natur gewesen sein, so investierte Wolffsohn stattliche 60.000 Gulden, lediglich um die Anschaffung von ausreichend Silberbesteck für die Ausstattung der zahlreichen Tische des Vergnügungshauses zu finanzieren. Des Weiteren gab es eigens angefertigte Teiche mit lebendigen Schwänen, Wasserfälle, Perlenluster, Statuen und Wandgemälde zu bewundern. In 13 Küchen wurde für bis zu 6000 Gäste gekocht. Der Apollosaal sollte im In- und Ausland für Staunen sorgen und Wiens Ruf als Weltstadt festigen. Das Vorhaben schien erfolgreich gewesen zu sein.  Am 8. Februar 1808 beschrieb die „Augspurgische Ordinari Postzeitung“ den Vergnügungskomplex folgendermaßen:

„Der Apollosaal des Herrn Wolfsohn [sic] wird fortdauernd stark besucht. Wenn in demselben nicht wenigstens 5000 Personen sind, so sieht er leer aus. Der Tanzsaal ist in einer außerordentlich langen Allee von Tannen; aus diesem kommt man in einen englischen Garten mit düftenden Blumen, weiter in die sogenannte mit argantinischen Lampen beleuchtete Seufzerallee…“

Bei dem Apollosaal handelte es sich nämlich nicht um eine einzige riesige Halle, verschiedenste Räume wurden diversen Mottos entsprechend dekoriert und trugen Namen wie „Römischer Circus“ oder „Türkisches Kabinett“.

Apollosaal

Musik und Gesang

Der Apollosaal war für nobles Klientel konzipiert worden, sonntags und donnerstags zelebrierte das gehobene Bürgertum, am Dienstag war der Adel an der Reihe. Sogar Kaiser Josef I. höchstpersönlich soll das Etablissement aufgesucht haben. Bei Hochbetrieb spielten bis zu 70 Musiker verteilt auf drei Orchester, der Apollosaal war auch in der Kunstszene hoch angesehen. Tobias Frech von Ehrimfeldt und Conradin Kreutzer umschwärmten die Vergnügungshallen in einem eigens gewidmeten Theaterstück:

Es hebt aus hellen Räumen,

umwebt von Rosenband,

mit kronenreichen Bäumen,

sich auf ein Zauberland.

Es ragen graue Trümmer

aus dem Gebüsch empor

und treten in den Schimmer

der Tanzenden hervor.

Doch nichts währt ewig. Die Finanzkrise des Jahres 1811 machte Wolffsohn schwer zu schaffen und drängte ihn in den Konkurs. Von da an ging es bergab und er war gezwungen, den Apollosaal an den Zuckerbäcker Johann Baptist Höfelmayer zu verkaufen. Dieser verkleinerte den Vergnügungspalast und führte den Betrieb noch eine Weile erfolgreich fort. Nach seinem Tod versuchten seine Erben, den Apollosaal zu erhalten, die Glanzzeit des Feenpalasts vom Brillantengrund neigte sich allerdings dem Ende zu.

Licht und Reinheit

Apollo_Kerzen_und_Seifen_1899Nachdem der Apollosaal mehrmals den Besitzer wechselte und während der großen Choleraepidemie im Jahr 1831 als Notspital fungierte, geriet das Etablissement 1839 in das Eigentum der ersten österreichischen Seifensieder-Gewerks-Gesellschaft. Fortan wurden in den Räumlichkeiten des ehemaligen Feenpalasts Kerzen und Seife hergestellt. Beinahe drei Jahrzehnte war die Apollo-Kerzenfabrik in Betrieb, dann kam es zur Katastrophe. Am 27. Januar 1876 brannte das Gebäude ab. Zu einer Neuerrichtung kam es nie, an der Stelle der Brandruine wurden Mietshäuser gebaut. So fand der Apollosaal sein Ende in den Flammen, durchaus ironisch, wenn man bedenkt, dass der Feenpalast vom Brillantengrund zu Glanzzeiten durch bis zu 5000 Kerzen beleuchtet wurde, ohne Brand, versteht sich.

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