Selbstbewusste Frauen – Susanne Gerdenitsch – ZIPP

In den späten Achtzigerjahren war der 7. Bezirk alles andere als ein lebendige Studentenbezirk. Die Lokaldichte war gering.  Es gab zwar den Spittelberg und einige Szenelokale rund um die Mariahilferstraße, aber die für den Siebenten heute so charakteristische Vielseitigkeit war nicht mal in Ansätzen erkennbar.

Susanne Gerdenitsch – ZIPPCafe Zipp

Als Susanne Gerdenitsch und Walter 1987 das ZIPP eröffneten, war die Neubaugasse Jahre davon entfernt, eine gut frequentierte Einkaufsstraße zu sein, und die Burggasse war vom Gürtel bis zum Ring Tristesse pur. Das Grätzel war schlichtweg tot, Ecke Burggasse-Myrthengasse ein Lokal zu eröffnen, stellte ein Wagnis dar, an dem bereits viele gescheitert waren.

In den Anfangstagen wurde im ZIPP tatsächlich Kaffee und Kuchen angeboten. Was mittlerweile unvorstellbar ist, hat schon damals nicht zum ZIPP gepasst- der Kuchen kam montags unter die Kuchenglocke und Tage darauf unangetastet in den Mistkübel. Bier erfreute sich an mehr Beliebtheit und so wurde schließlich auf Kaffee und Kuchen gänzlich verzichtet.

Im Gegensatz zu den Gaststätten, die sich vor dem ZIPP in dem Geschäftslokal in der Burggasse befanden, schaffte es das Zipp sehr schnell, sich zu etablieren und zu einem Bestandteil des Wiener Nachtlebens zu werden. Das ZIPP war Anfangs- und Endstation, es gab einen Flipper und gute Musik, die Getränke waren immer günstig und die Stimmung glich der eines erweiterten Wohnzimmers. Im ZIPP habe ich persönlich die erste Rauferei in Wien erlebt, aber ich habe auch die  aufregendsten Nächte hier verbracht und die Menuekarte ZippVerbundenheit zu Susanne und Beda, den Barkeeper oder Axel den DJ war familiär.

Mittlerweile gibt es das ZIPP seit fast 30 Jahren. Seit 30 Jahren treffe ich Susanne manchmal am Morgen, wenn sie nach dem Rechten schaut und den Schmutz vom Vorabend beseitigt. Sie ist eine offene und liebenswerte Frau, die Bezirksgeschichte geschrieben hat. Das Grätzel hat sich enorm verändert, Susanne und das ZIPP sind gleichgeblieben. Es hat sich seinen offenen, familiären Charakter erhalten, Kellner und DJs arbeiten nach wie vor hervorragend zusammen und sollte der Bezirk jemals wieder in die graue Agonie der Achtzigerjahre zurückfallen, wird davon im ZIPP nichts zu merken sein.

Die zweite Generation hat mittlerweile großteils das Ruder übernommen, Susannes Tochter schupft heute den Laden, natürlich mit Hilfe der Mutter, sonst wäre es unmöglich zwei Kinder und eine Bar unter einen Hut zu bekommen.
Text Denise Parizek 2017

Photocredits Mute Insurgent 2017

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