Der Goldschmied, dem man die Werkbank ins Grab nachwerfen muss

Wenn man vor der Kaiserstraße 44-46 steht, sieht man in großen Lettern das Wort „Goldschmiede“ stehen. Ein Schriftzug, der ankündigt, was in den Wänden dahinter passiert. In der Goldschmiede von Edwin Zaloha wird entworfen, getüftelt, Glück und Freude geschmiedet – und das schon in der zweiten Generation. Der Betrieb in der Kaiserstraße wurde 1973 vom Vater Edwin Zalohas gegründet. Damals hatte der Juwelierbetrieb 15 Mitarbeiter*innen. Heute führt der Goldschmied das Schmuckstück in der Kaiserstraße gemeinsam mit seiner Frau Erika, die einander in Sachen Kreativität gut ergänzen und es genießen, gemeinsam Schmuckideen zu entwerfen.

Als sein Vater noch in der Schmuckschmiede stand, hat ihn Edwin Zaloha eher selten in der Werkstatt besucht. Aber nicht aus mangelnder Faszination für Gold – dieses in den Händen zu halten, war für ihn immer schon etwas Besonderes. Viel eher lag es daran, dass er nach der Schule den Wunsch hatte, Pilot zu werden und die Welt von oben zu sehen. Dass er die Welt gerne erkunden wollte, spiegelte sich auch in seinem zweiten Berufswunsch wider: Geograph. Dass er dann aber selten an einem Ort sein würde, hat ihn dazu gebracht, das Handwerk des Goldschmieds zu erlernen.

Foto: Zaloha

Die angebotene Produktpalette in der Goldschmiede im 7. Bezirk ist sehr breit: Von Ringen, Eheringen über Anhänger, Colliers, Ohrschmuck, Broschen, Armschmuck, Perlen- und Steinketten bis hin zu Kreuzen und liturgischen Geräten wird hier alles sorgfältig hergestellt.

Sorgfalt wird in der Goldschmiede groß geschrieben – aber auch die große Liebe zum Detail. Es geht bei dieser Arbeit um Nuancen und selbst wenn ein Stück vermeintlich fertig ist, kann es entscheidend sein, noch eine Facette anzulegen, die nicht mehr als einen halben Millimeter breit ist. Das Wichtigste ist dabei die Konzentration. Beim Goldschmieden muss man äußerst selten wirkliche Muskelkraft anwenden.

Edwin Zaloha produziert auch ganz schlichte, einfach herzustellende Dinge sehr gern – die Freude der Kund*innen ist hier der Ansporn. Stellt ihn aber jemand vor ein Problem, reizt es ihn, überlegen zu müssen, wie sich eine Idee praktisch umsetzen lässt. Seine Ausbildung in der HTL kommt ihm beim Problemlösen sicher zu Gute.

„Edwin Zaloha weiß, dass er durch diese Anfertigungen ebenfalls ein Teil dieser Geschichten werden darf.“

Eine Besonderheit der Goldschmiede Zaloha sind die Kinderzeichnungen und andere Zeichnungen, die in Schmuckstücke verwandelt werden. Die Idee, aus diesen Zeichnungen Schmuckstücke zu fertigen, stammt von einer Kundin. Er schätzt es sehr, dass immer wieder Kund*innen kommen und ihn bitten, aus Zeichnungen von ihrem Mann oder ihrer Frau einen Anhänger zu machen. Dabei bekomme man laut Zaloha von den Kund*innen so viele Geschichten geschenkt und er versucht, diese ganz persönlichen Emotionen dann mit dem Schmuckstück verschmelzen zu lassen. Verschmelzen im wahrsten Sinne des Wortes, denn bis die Metalle flüssig werden, braucht es 800 bis 1200 Grad Celsius. Die Metalle verbinden sich bei dieser Hitze dann zu Schmucklegierungen. Edwin Zaloha weiß, dass er durch diese Anfertigungen ebenfalls ein Teil dieser Geschichten werden darf.

Foto: Zaloha

Es kommt nicht oft vor, dass sich jemand irrtümlich in sein Geschäft verirrt. Sein Geschäft zu betreten, ist eine bewusste Entscheidung. Meistens veranlasst durch den Wunsch, etwas Maßgeschneidertes, etwas Einzigartiges zu bekommen. Etwas, das die Persönlichkeit unterstreicht und an einen ganz speziellen Moment erinnert.

Der Goldschmied bezeichnet sich selbst nicht als Handwerker, sondern als Künstler. Es ist ihm ein wichtiges Anliegen, Wünsche und Vorstellungen anderer Menschen umsetzen zu können und jene Aspekte herauslesen zu können, die hinter einen Wunsch stecken. Dadurch hat er gelernt, gut zuzuhören und ganz genau nachzufragen, damit am Ende jedes Detail stimmt.

Foto: Zahola

Der Beruf des Goldschmieds wurde in den letzten Jahrzehnten einem Wandel unterzogen. Was früher 50 bis 100 Leute gemacht haben, können heutzutage ein bis zwei Personen erledigen. Früher wurde auch mehr im Inland produziert und viel weniger Schmuck importiert. Heute kommt nur noch ein kleiner Teil des Schmucks, der über die Tresen des Landes geht, tatsächlich aus Österreich. Für ihn hat sich aber nicht viel verändert, da er trotzdem alles mit seinen Händen anfertigt. Die Art, wie er ein Rohr zieht oder wie er Gold schmilzt, legiert oder wie er feilt und hämmert, ist exakt die gleiche wie vor fast tausend Jahren. Natürlich bieten die technischen Errungenschaften, die wir uns im Laufe der Zeit erarbeitet haben, neue Möglichkeiten. Handwerk hat für ihn trotz allem in erster Linie damit zu tun, dass er etwas mit seinen Händen schafft.

Die Arbeit des Goldschmieds ist mit den Jahren nicht schwerer oder einfacher geworden. Natürlich ist es manchmal eine Herausforderung, immer wieder neue Dinge zu konzipieren. Am Ende des Tages ist es aber so, dass er sich freut, immer vor diese neuen Herausforderungen gestellt zu werden und einen derart abwechslungsreichen Beruf zu haben.

Ob und wann er in Pension geht, kann er noch nicht sagen. Natürlich gibt es Aspekte wie den wirtschaftlichen Druck, die man nicht außer Acht lassen kann, wenn man einen Betrieb führt. Aber der Gedanke, sich gar nicht mehr handwerklich zu betätigen, ist für den Goldschmied unvorstellbar. Solange er sehen und seine Finger bewegen kann, wird er weiter handwerken. Er freut sich auf all die neuen Stücke, die er in seinem Leben noch schmieden darf. Scherzhaft sagt er immer, wenn er mal gestorben ist, dann muss man ihm seinen Werktisch ins Grab nachwerfen.

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