Herr Gojak und sein Perpetuum Mobile Teil 1

perpetuum mobile

Die ersten Belege für den Versuch, eine ständig in Bewegung bleibende Maschine zu konstruieren, stammen aus dem altertümlichen Indien. Der Mathematiker „Lalla“ beschreibt ein Rad, das sich durch kontinuierliche Schwerpunktverlagerung fortwährend dreht. Um den Antrieb konstant zu halten, sollte Quecksilber verwendet werden. Ungefähr 1300 Jahre nach diesen infantilen Gehversuchen des Perpetuum Mobile, treffe ich Miljia-Mikan Gojak in seiner Werkstatt im siebten Bezirk. Ein kleiner Raum, randvoll mit Zahnrädern, Schrauben und Metall. An den Wänden hängen Postkarten, ausgedruckte Fotografien und Zitate von bekannten und weniger bekannten Physikern. Herr Gojak bittet mich, auf einer kleinen Sitzbank im hinteren Teil des Ateliers Platz zu nehmen. Energie ist Bewegung, sagt er, und Bewegung ist überall, auch wenn wir sie nicht wahrnehmen. Auf der Mikroebene passieren Dinge, die das menschliche Auge nicht sieht. Diese elementare Kraft durchdringt alles, was uns umgibt und wir verwenden sie nicht. Darum hält Herr Gojak nichts vom Begriff Energieerzeugung, es gehe um die Nutzung des bereits Existenten, nicht um Neuerschaffung. „Energie ist überall, aber wir suchen woanders“, steht auf seiner Visitenkarte.

perpetuum mobile

In der Wissenschaft gibt es keine endgültige Wahrheit

Das, was allgemein als wahr anerkannt wird, gilt nur solange, bis es widerlegt wird. Nach diesem Prinzip konstruierte Karl Popper die Theorie des kritischen Empirismus und auf dieses Prinzip beruft sich auch Herr Gojak. Selbstverständlich gibt es viele Zweifler, die sein Vorhaben für unmöglich halten. Als Thomas Edison, Pionier auf den Gebieten Elektrotechnik und Elektrizität, davon hörte, dass es seinem italienischen Kollegen Guglielmo Marconi gelungen war, Signale kabellos über den Atlantik zu senden, hielt er ihn schlichtweg für einen Lügner. „Flugmaschinen, die schwerer sind als Luft, sind nicht möglich“, kritisierte Lord Kelvin 1895 den Plan, dem Menschen das Fliegen zu ermöglichen. „Selbst die klügsten Köpfe irren“, sagt Herr Gojak und nimmt einen Zug von seiner Zigarette. Vor drei Jahren hat er gekündigt, um sich voll und ganz seinem Perpetuum Mobile zu widmen.

perpetuum mobile

Dschingis Khan und die serbische Steppe

Ursprünglich kommt Herr Gojak aus Serbien. Stolz zeigt er mir die Gegend seiner Jugend auf einer alten Militärkarte, ein Überbleibsel aus den Zeiten der Österreichisch – Ungarischen Monarchie. Logistiker des Kaiserreichs hatten sich um den Ausbau des Eisenbahnnetzes in der Region gekümmert. Seine frühen Jahre verbrachte der Tüftler in einem Dorf namens Mramorak. Als Kind ging er kilometerweit, um die Dreharbeiten zu „Dschingis Khan“ zu beobachten. Hunderte Reiter in historischer Kleidung preschen durch das hügelige Grasland des ehemaligen Jugoslawiens und der junge Mikan steht daneben. Damals wusste er noch nicht, dass er als Systemgegner im Gefängnis landen würde, dass die Flucht nach Österreich der einzige Ausweg sein würde, um einer zweiten Inhaftierung zu entgehen. Er habe seine Söhne ins Auto gepackt und sei einfach über die Grenze gefahren, erzählt er mir, während sein Blick gedankenverloren durch den Raum schweift.

Daniel Klingler

Entdecken. Schreiben. Fotografieren. Daniel ist sowohl kreativ als auch ambitioniert und angelt sich gerne die abenteuerlichen im7ten-Stories bei den Redaktionssitzungen, die er mit immer neuen Ideen bereichert. Sein Steckenpferd: ästhetische Bilder von Alltagssituationen.

Häufig gelesene Beiträge

Die Bezirksteile des 7. Bezirks von Wien sind Altlerchenfeld, Schottenfeld, Neubau, Spittelberg, St. Ulrich, Laimgrube und Mariahilf.

Die 7 Bezirksteile des 7. Bezirks

Bitte setzen, wir machen eine Sachunterrichtsstunde, die uns bis zurück ins 13. Jahrhundert befördert. Entdecke mit im7ten die sieben Bezirksteile des 7. Bezirks.

im7ten-Downloads

Wir lieben es, dir eine Freude zu machen: Flaniere mit dem 7er Plan durch das Grätzl, finde in den aktuellen 7er News Geschenktipps oder lade dir praktische im7ten-Freebies herunter.

Triff uns auf Social Media

Newsletter-Anmeldung

Newsletter-Anmeldung

Der im7ten-Newsletter liefert dir regelmäßig gute Gründe, dich in unseren Bezirk zu verlieben – in die Unternehmen, ins Flair und in die Vielseitigkeit.

Wir verwenden Brevo als unsere Marketing-Plattform. Wenn du das Formular ausfüllst und absendest, dann bestätigst du, dass die von dir angegebenen Informationen an Sendinblue zur Bearbeitung gemäß den Nutzungsbedingungen übertragen werden.

Nutze unsere Shortcuts

LESETIPPS

Bastle dir deine eigenen Halloween-Handpuppen mit der Vorlage von Katharina Kastner.

Bastelvorlage: Halloween-Handpuppen

Bastle dir Halloween-Handpuppen mit den Vorlagen von Katharina Kastner. Eine süße Katze, ein verschreckter Geist und ein müder Kürbis warten auf dich.

Internationale Küche kannst du in 1070 Wien in vielen Lokalen genießen. Foto: © Verena Lukanz, La Pausa

Die Vielfalt der Aromen: Neubau als Schmelztiegel der internationalen Küche

In anderen Ländern warten überall neue Spezialitäten und Geschmäcker darauf, entdeckt zu werden. Doch für kulinarische Abwechslung muss man nicht unbedingt in den Flieger steigen. Auch im 7. Bezirk bringt die internationale Küche von italienisch, asiatisch bis hin zu afrikanisch und mexikanisch das Urlaubsfeeling direkt auf den Teller.

Im Skaterpark am Gürtel in Wien kann man seine Skills trainieren. Foto: © Christian Scherl

Hochburg der Sportstudios

Wer durch die Gassen und Straßen schlendert, stößt zwischen MuseumsQuartier und Urban-Loritz-Platz auf ein wahres Sport- und Fitness-Studio-Paradies. Da lohnt es sich, die Sportschuhe immer dabei zu haben.