Ein Bezirk und noch viel mehr Geschichten.

Eine Interview-Reihe über Menschen und ihre Geschichten aus dem 7ten.

Aus dem Leben eines Bewohners von Neubau:

Erinnerungen

In der Neubaugasse, in einem Hinterhaus, lebt Herr Hellinger.

Eigentlich schon seit immer, doch zwischendurch – während des 2. Weltkrieges – zog seine Familie vom 7. Bezirk nach Oberösterreich, Gmunden.

SammelsuriumDort waren sie weiter vom Kriegsgeschehen entfernt, fuhren jedoch trotzdem immer wieder in die Stadt, da sich das Lederwarengeschäft Bartik, an der Ecke Neubaugasse/Lindengasse, in Familienbesitz befand. Hier in Wien war alles anders – vor allem der Krieg. Doch erst im Jahre 1944 fielen die Bomben und aufgrund der Nähe zum Westbahnhof – welcher einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte war – war es hier besonders schlimm. Obwohl jedes Haus einen Keller hatte, waren die Menschen hier bei weitem nicht sicher. So suchten die Bewohner dieser Häuser in den nächstgelegenen Flaktürmen Zuflucht. Am ehesten in dem, welcher im Esterhazypark stand und heute noch steht.

Als der Krieg für verloren und somit beendet galt, zogen die Besatzungsmächte in Wien ein. Auch die Wohnung der Familie Hellinger wurde von US-amerikanischen Soldaten eingenommen. Unter ihnen Guy Slemmons vom CIA, welcher der Familie erlaubte, weiterhin ein Zimmer der Wohnung zu benutzen, und sie zu Theaterabenden einlud, und sogar nach Gmunden chauffierte.

Nachdem die Besatzungsmächte aus Wien wieder abreisten, stand auch die Wohnung wieder uneingeschränkt für die Familie zur Verfügung; und da diese zu der Zeit in Gmunden lebte, zog eine entfernte Tante ein, um die Wohnung belebt aussehen zu lassen und mögliche Einbrecher abzuhalten.

Die Familie kehrte ein paar Jahre später nach Wien zurück und Herr Hellinger begann Naturwissenschaft, Chemie sowie Philosophie zu studieren.

Zu Pfingsten im Jahre 1964 beobachtete er ein schreckliches Geschehen in der Luft. Zwei Piloten flogen, um sich zu begrüßen, ihre Flugzeuge dicht an die Hausdächer heran. Aufgrund des geringen Abstands kamen sie jedoch ins Trudeln, einige niedrige Häuser konnten zwar noch überflogen werden – so auch das Haus, in welchem die Familie Hellinger lebte. Aber an der Ecke Neubaugasse/Mondscheingasse konnte das Unglück nicht mehr verhindert werden und ein Flugzeug krachte in den zweiten Stock des Hauses.

Herr Hellinger, der gerade lernte, konnte dies alles aus seinem Fenster aus beobachten. Er lief in den Hof hinunter, um zu sehen was genau passiert war. Überall sah er Blut, sowie Verletzte und Tote. Leider blieb ihm auch ein abstruses Bild im Gedächtnis: aus dem Café Elserhof in der Neubaugasse stürmten Männer aus lauter Angst vor einem Brand durch ein eingeschlagenes Fenster hinaus ins Freie; und das sogar noch vor den anwesenden Damen, also ohne diesen den Vortritt zu lassen.

Dieser Absturz ist ihm so nahe gegangen, dass er seither nie in ein Flugzeug gestiegen ist.

Doch trotzdem kam und kommt er viel herum. So ist er seit bereits 54 Jahren Mitglied einer Musiker-Combo. Dem AllRound Swingtett. Obwohl er lange Zeit Klavier lernte, musiziert er meist auf seiner Posaune und am Schlagzeug. In den letzten Jahren ist ihm die Posaune lieber geworden als das Schlagzeug, da sie um einiges leichter zu transportieren ist.

Viele Erinnerungen hat Herr Hellinger und noch viel mehr zu erzählen. Doch sein größtes Sammelsurium befindet sich wohl nicht nur gespeichert in seinem Kopf, sondern breitet sich auch in seinen heimeligen vier Wänden aus.

Fazit: Dieses war der erste Teil und der zweite folgt alsbald.

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