Der Zeitenwanderer, das Handwerk, die Nachhaltigkeit – Optiker Längle

Ein spannendes Gespräch über Shopping-Philosophien und zukunftsorientierten Mindset, Nachhaltigkeit und die Einordnung persönlicher Zufriedenheit vor finanzieller Sicherheit im eigenen Wertesystem bescherte uns ein Besuch bei Optiker Roland Längle, der uns mit den Worten „Sie können alles schreiben, was ich mir denke. Ich stehe dazu“, schwer beeindruckt hat.

In der Werkstatt wechseln sich das Surren und Kreischen der Schleifmaschine, an der die Gläser für eine Brille eingeschliffen werden, als wohlige Hintergrundgeräusche ab. Keine dudelnde Kaufhausmusik – nur der Klang von sorgfältiger Handarbeit, die gerade in diesem Moment etwas Neues entstehen lässt, was schon kurz danach seinem neuen Besitzer langanhaltende Freude bereiten wird.

Optiker Längle

Roland Längle führt das Optiker-Geschäft in der Neubaugasse 21 seit zwei Jahrzehnten, die Geschichte des Ladens reicht aber bis ins vorletzte Jahrhundert zurück. Von einem Optiker an den anderen wurde die bildliche Fackel weitergereicht, bis Roland Längle sie übernahm.
Er bietet das klassische Optiker-Programm, wie man es in Zeiten großer Brillen-Filialunternehmen sonst heute kaum noch findet: Lupen, vergrößernde Sehhilfen, kleine Feldstecher, Theatergläser oder Wetterstationen finden die Kunden neben Brillen und Kontaktlinsenbedarf hier. Service ist bei alledem oberstes Credo des Unternehmers und so kann man nicht nur sämtliche Serviceleistungen wie Ultraschall-Reinigen, Justieren, Reparieren und auch Restaurieren in Anspruch nehmen, sondern erfährt auch umfassende persönliche Beratung.
Das geschulte Auge des Meisters erkennt sofort, welche Brillen seinen Kundinnen und Kunden stehen und führt sie gewissenhaft und sanft an die Entscheidung heran, um zu gewährleisten, dass sie lange zufrieden mit ihrer Wahl sind.

Authentizität und der Herz-Rhythmus des Einzelhandels

Optiker Längle Schaukasten
Beratung

Mit diesem nachhaltigen Mindset stellt Roland Längle einen Kontrast zur Sprunghaftigkeit einer Wegwerfgesellschaft dar, in der niedrigster Preis meist vor Qualität, und damit Beständigkeit, kommt. Sein Herz schlägt für die Einzelunternehmen – die kleinen, die alteingesessenen, die innovativen, die das Wesen einer Region definieren und authentisch verkörpern.
Er ist, wie viele Einzelunternehmer im 7. Bezirk, so etwas wie ein Arzt für Konsumkranke, der dem Patienten das Stethoskop gibt, um ihn den pochenden Rhythmus seines Herzens hören zu lassen – wer hört, der fühlt, und wer fühlt, der versteht: im Einzelhandel wird man von der Masse zum Individuum erhoben.
Bei der Entscheidung für eine Brille, verhielte es sich so ähnlich, wie bei einem Haarschnitt: „Das ist etwas sehr Persönliches und Heikles“, weiß Roland Längle und fügt hinzu, „Es ist wichtig! Wenn ich mir die Kotletten wegschneide, trifft mich das in meiner Persönlichkeit, dann bin ich jemand anderer. Bei der Brille ist es ähnlich. Es gibt kaum ein Objekt, mit dem man sich so verändern, verkleiden und nach außen hin ein Signal setzen kann.“

Rückbesinnung auf Langlebigkeit

Es war, interessanter Weise, die Wirtschaftskrise 2008, die viele Menschen wachrüttelte, ihr Geld nicht in Aktien zu investieren, die über Nacht an Wert verlieren können. Die Rückbesinnung auf die Idee sich selbst mit einer langlebigen und schönen Brille Freude zu machen, konnte Roland Längle durchaus spüren und dieses Zahnrad des Umdenkens ist auch heute noch in Bewegung. Die Feinfühligkeit der Kunden auf weltpolitische und wirtschaftliche Ereignisse schlägt sich allerdings immer – und immer markanter – auf ihr Shopping-Verhalten nieder.
Genau dort möchte er sie abholen. Bietet Beratung und Service für all jene an, die sich nicht in Selbstbedienungsläden für uniformierende Produkte anstellen wollen. Mit namhaften Marken wie Armani, Blinde, Chanel, Cutler & Gross, Dior, Gigli, Gucci, Persol, Ray Ban, Silhouette und vielen anderen hat er ein breit aufgestelltes Sortiment. Die fertige Brille kann man sich meist schon am nächsten Tag abholen, denn – wie das beim klassischen Optiker so ist – die Gläser werden vor Ort in der Werkstatt in die Fassung eingeschliffen (Ausnahme sind Gleitsichtgläser und Gläser über acht Dioptrien).

Am Neubau – ein Glück hier zu sein

Optiker Längle

Der 7. Bezirk ist Roland Längle schon lange vertraut, war es doch unweit seines heutigen Geschäftes in der Neubaugasse, dass er den Beruf in der Schottenfeldgasse erlernte. In den Jahren, die der Unternehmer in der Gegend verbracht hat, hat sich der Bezirk, um es in seinen Worten zu sagen, „gewaltig verändert“. „Was toll ist, sind die kleinen Geschäfte, die diesem Bezirk Leben einhauchen.“ Wo in vergangenen Jahrhunderten noch kleine Industrien und Erzeuger in Hinterhöfen angesiedelt waren, kreieren und/oder verkaufen heute Mode- oder Taschendesigner ihre Produkte. „Das ist schön und jung. (…) Ich empfinde es als Glück, dieses Geschäft übernommen zu haben und nicht auf der Mariahilfer Straße zu sein. Das ist der Trampelpfad, der Mainstream, dem man als kleines Geschäft nicht standhalten kann.“ Auch die Wertigkeit der Produkte, die die Kunden suchen, sei hier anders: „Bei mir ist Nachhaltigkeit und das langlebige Werkstück zentral.“ Und genau das lockt auch jüngere Käuferschichten an: Die Verabschiedung der Brille als Bedarfsobjekt und die Hinwendung zum Fashion-Statement hat dem Unternehmen schon durch Dürreperioden geholfen.

„Man muss sich im Detail auf seine Stärken konzentrieren“

Auswahl Optiker Längle


Den Umbau der Mariahilfer Straße in eine Fußgängerzone hält Roland Längle nach wie vor für eine Katastrophe, mit der eine Wunde in die Einkaufsgegend geschlagen wurde. Was er auch vermisst ist der Schutz des Einzelunternehmers seitens der Innung, der Wirtschaftskammer und der europäischen Gesetzgebung gegen den Druck von günstigen Ketten. Als eine große Filiale eines Brillenhändlers auf der nahegelegenen Einkaufsmeile eröffnete, drückte das punktuell die Umsätze bei Längle gewaltig, doch „wir haben uns langsam mit neuen Produkten, mehr Know-how und einem schönen Geschäft wieder herangekämpft. Man muss sich im Detail auf seine Stärken konzentrieren“, konstatiert der Optikermeister.
Und die größte seiner Stärken ist es, sich wie ein Zeitenwanderer auf den stetigen Wandel einzulassen. Mit seinem zeitlosen Profil als klassischer Optiker und dem Erfassen der Moderne schlägt er eine Brücke zwischen den beiden Polen, die für ganz unterschiedliche Brillenträgergenerationen als zuverlässige Konstante von Bedeutung ist.

Optiker Roland Längle
Neubaugasse 21, 1070 Wien
www.optikerlaengle.at

Fotos: Veronika Fischer

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